Artiste en résidance à Cerbère. Yippière.

Eigentlich wollte ich ja mit Freund und Kollege Marc Zwinz als Einhorn über die Wiesen Irlands tollen. Aber dann kam alles ganz anders: Das Festival Rencontres Cinématographiques de Cerbère-Portbou haben mich als Artiste en resicence aufgenommen, und sponsoren mir einen einwöchigen Aufenthalt im französischen Grenzort Cerbère. Untergebracht bin ich im legendären Belvedère, einem 1932 fertiggestellten Bau, der damals ein Nobelhotel mit Casino und Kinosaal war.

Und das Belvedère trifft genau meinen Geschmack. Um ehrlich zu sein, ist es mit die grossartigste Unterkunft, die ich gesehen habe - denn es hat genau die richtige Mischung aus verfallenem Charme und ehemaligem Glanz. Es ist zwar alles sehr provisorisch, und ich muss mich z.B. erst daran gewöhnen, im Sitzen zu duschen - oder ich lass es einfach und gehe hier als Salle Boche durchs Dorf - und das Zimmer, das für mich vorgesehen war, bekomme ich nun doch nicht, denn in der Nacht vor meiner Anreise ist der Boiler explodiert...

Patrick Viret, der künslerische Leiter der Rencontres Cinèmatographiques sagt, dieses Zimmer wäre ideal gewesen, denn man schaut auf die Eisenbahnlinie genauso wie aufs Meer. Aber auf die Bahn kann ich ehrlich gesagt verzichten, in meinem neuen Zimmer sieht man nur aufs Meer. Und wenn ich nicht daran denke, dass unter meinem Balkon der Beton abbröckelt und die Stahlträger schon rausschauen, dann sitze auch ich ganz entspannt darauf. 

Ich bin fast alleine in dem riesigen Bau von 1932, und nachts ist es manchmal ein wenig gruselig. Zum Glück höre ich manchmal Jakye, die Hausverwalterin husten. Neulich kam Jean-Michel, der Handwerker, unerwartet aus einem Zimmer, und ich hab aus voller Kehle losgekreischt. Wenn ich richtig verstanden habe, was er gesagt hat, hat er festgestellt, dass ich mich mehr erschrocken habe als er sich. Gute Beobachtungsgabe. Im Reiseführer steht das Haus hätte Stephen-King-Feeling. Mit den Leuten, die hier tagsüber arbeiten, kommt es mir eher so vor als hätte Jean-Pierre Jeunet ein Stephen King Buch verfilmt. Schlimmer als Alien 4 kann es eh nicht werden.

Was ich in meiner Zeit hier mache? Das weiss ich gar nicht so genau. Eigentlich wollte ich an ein paar Ideen feilen. Mal sehen, was daraus wird: The artist is not always the smartest...